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Die Wölfin
Hast du dich je gefragt,was sie mit ihren Augen sieht?
Was sie vertreibt,wenn sie in die Wälder flieht?
Was sie ruft,wenn der Mond die Nacht gebiert?
Warum sie in der Sonne friert?
Hast du je nach einer Ähnlichkeit zum Menschen gesucht
und dieses Wesen manchmal leise verflucht?
Hast du dich je gefragt in welchen Dimensionen sie sich bewegt?
Dich gewundert mit welchem Geschick sie ihre Beute erlegt?
Warum sie deine Gedanken liest?
Und ein Gefühl für sie nur Schwäche ist?
Ich will dir sagen warum sie nur leise klagt,
denn du mein Freund hast eine Wölfin gejagt.
Ein Wesen der Nacht, seit Menschen Gedenken,
Niemand kann ihre Wege lenken.
Niemand kann sie wirklich durchschau´ n,
nur ihres Gleichen schenkt sie Vertrau´n.
Das Fügen scheut sie schon seit langem,
ihr Herz wird immer nach Freiheit verlangen.
Und schafft es ein Jäger sie in das Rudel zu treiben,
so wird sie doch immer die Einzelkämpferin bleiben.
Kleine Dinge
Wer Schmetterlinge weinen hört,
der kann auch Herzen wecken
Gefühle schmecken
die Sonne verdunkeln
und in der Finsternis funkeln.
Wer Schmetterlinge lachen sieht,
der kann auch Träume fangen
an geheime Orte gelangen
mit Engeln spielen
und mit geschlossenen Augen zielen.
Doch wer taub und blind für diese Dinge,
ich nenn´ sie jetzt mal Schmetterlinge,
wird niemals diese Wärme spüren,
wenn kleine Flügel ihn berühren.
Wenn.....dann....
Wenn alle Dämonen über mir schweben
sämtliche Schatten sich bewegen
Fantasien auftauchen und nicht verschwinden
Gedanken sich lösen und verbinden.
Wenn alle Sünden zum greifen nah
jedes Wort gesprochen war
die Stimmen immer lauter werden
und die Zeit steht still auf Erden.
Wenn ich ganz kurz vor dem Abgrund stehe
mich schon in der Tiefe sehe
diese Bilder in mir reifen
und meine Hände danach greifen.
Wenn die Versuchung sich an mich krallt, jeder Widerspruch verhallt.......
Dann drehe ich schnell um, damit der Teufel nicht das Spiel gewinnt
und mich in die Hölle bringt.
Was ist Freiheit?
Endloser Weg vom Nebel verhangen
die Kühle des Morgens empfängt den Tag
Tau im hohen Grase verfangen
unendliche Stille die vor mir lag.
Gefühle des Friedens ruhten in mir
Sehnsüchte trieben fort
sanft strich meine Hand über das edle Tier
mit welchem ich verschmolzen dort.
Gespannte Muskeln, warmer Leib
braune Augen mit weichen Blick
pure Kraft im schwarzen Kleid
streichelnder Wind in meinem Genick.
Die Geschöpfe der Götter mit der Natur vereint
damals verstummte meiner Seele Schrei
damals habe ich des Glückes Tränen geweint
denn an diesem Morgen war ich frei.
Niemals mehr in meinem Leben
kam zurück,was ich habe dort gespürt
selbst die Liebe kann nicht geben
was mich damals hat berührt.
Andrea Doria
Es war eine von diesen Nächten
der Regen biss eisig mir ins Gesicht
das große Wasser war bereit zu schächten
jeden Neumond wartete ich auf dich.
Stund um Stund stand ich da
um zu winken aus der Ferne
du warst so weiß wie Alabaster
wollte folgen dir so gerne.
Hohe Wellen schlugen schwer
die raue See war schwarz wie Ruß
die Klippe flüsterte : komm zu mir her-
ich hob die Hand zum letzten Gruß.
Schreiende Kinder, ertrinkende Frauen,
hilflose Männer, wohin ich auch sah.
Ich danke dir für dein Vertrauen,
ruhe sanft.....Andrea Doria.
Seelenpartner
Es gab einmal eine Zeit
da waren die Menschen Eins und doch zu Zweit
sie hatten zwei Köpfe und vier Beine
waren ein Wesen,aber niemals alleine.
Doch die Enge hielt Einzug in ihre Herzen
Streit schien die Einigkeit auszumerzen
sie wollten in verschiedene Richtungen rennen
und so beschloss man sich zu trennen.
Schwerter schnitten die Menschen entzwei
sie verstreuten sich über die Erde und fühlten sich frei
doch konnten sie nicht aufhören sich zu lieben
denn Jedem ist nur eine halbe Seele geblieben.
Seitdem suchen die Menschen das Wesen welches einmal ihr Selbst gewesen
um zu finden was ihnen fehle, die andere Hälfte ihrer Seele.
Zu kalt
Ein Vogel kreischend über mir,
nimm mich mit,erzähl mir was.
Gib mir zurück was ich verlier´,
zeig mir das was ich vergaß.
Und wohin es mich auch führte
ich sah nur Kriege,Hass und Wahn
doch das was mich zu Tränen rührte,
war der tote Vogel auf der Autobahn.
Mein Herz zerbrach wie seine Flügel auf dem nassen Asphalt,
in dieser Nacht war ich zum sterben bereit,
es war das Letzte was mich berührte, danach war alles kalt.
Seitdem habe ich nie wieder eine Träne vergossen,
jedes Gefühl in mir erfror,
bis deine Arme mich umschlossen,
du gabst mir zurück was ich verlor.
Die Beschwörung
von Heinrich Heine (1797-1856)
Der junge Franziskaner sitzt
einsam in der Klosterzelle,
er liest im alten Zauberbuch,
genannt : der Zwang der Hölle.
Und als die Mitternachtsstunde schlug,
da konnt´ er nicht länger sich halten,
mit bleichen Lippen ruft er an
die Unterweltsgewalten.
Ihr Geister! holt mir aus dem Grab
die Leiche der schönsten Frauen,
belebt sie mir für diese Nacht,
ich will mich dran erbauen.
Er spricht das grause Beschwörungswort,
da wird sein Wunsch erfüllet,
die arme verstorbene Schönheit kommt,
in weißen Laken gehüllet.
Ihr Blick ist traurig. Aus kalter Brust,
die schmerzlichen Seufzer steigen.
Die Tote setzt sich zu dem Mönch,
sie schauen sich an und schweigen.
Helena
von Heinrich Heine
Du hast mich beschworen aus dem Grab durch deinen Zauberwillen,
belebtest mich mit Wollustglut.
Jetzt kannst du die Glut nicht stillen.
Press deinen Mund an meinen Mund,
der Menschen Odem ist göttlich !
Ich trinke deine Seele aus,die Toten sind unersättlich !
Erlkönig
von Johann Wolfgang von Goethe ( 1749-1832 )
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.
Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?
Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif?
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.
„Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir;
Manch’ bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.“
Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht?
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind.
„Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.“
Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort?
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh’ es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau.
„Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt.“
Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan!
Dem Vater grauset’s; er reitet geschwind,
Er hält in Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.
Der Rabe
von Edgar Allan Poe ( 1809-1849 )
Einst, um eine Mittnacht graulich, da ich
trübe sann und traulich
müde über manchem alten Folio lang ver-
gess'ner Lehr' -
da der Schlaf schon kam gekrochen, scholl
auf einmal leis ein Pochen, gleichwie wenn ein Fingerknochen pochte,von der Türe her.
"'s ist Besuch wohl", murrt' ich, "was da
pocht so knöchern zu mir her -
das allein - nichts weiter mehr."
Ah, ich kann's genau bestimmen: im De-
zember war's, dem grimmen,
und der Kohlen matt Verglimmen schuf
ein Geisterlicht so leer.
Brünstig wünscht' ich mir den Morgen;
- hatt' umsonst versucht zu borgen
von den Büchern Trost dem Sorgen, ob
Lenor' wohl selig wär' -
ob Lenor', die ich verloren, bei den Engeln
selig wär' -
bei den Engeln - hier nicht mehr.
Und das seidig triste Drängen in den pur-
purnen Behängen
füllt', durchwühlt' mich mit Beengen, wie
ich's nie gefühlt vorher;
also daß ich den wie tollen Herzensschlag
mußt' wiederholen:
"'s ist Besuch nur, der ohn' Grollen mahnt,
daß Einlaß er begehr' -
nur ein später Gast, der friedlich mahnt,
daß Einlaß er begehr'; -
ja, nur das - nichts weiter mehr."
Augenblicklich schwand mein Bangen,
und so sprach ich unbefangen:
"Gleich, mein Herr - gleich, meine Dame-
um Vergebung bitt' ich sehr;
just ein Nickerchen ich machte, und Ihr
Klopfen klang so sachte,
daß ich kaum davon erwachte, sachte von
der Türe her -
doch nun tretet ein!" - und damit riß weit
auf die Tür ich - leer!
Dunkel dort - nichts weiter mehr.
Tief ins Dunkel späht' ich lange, zwei-
felnd, wieder seltsam bange,
Träume träumend, wie kein sterblich Hirn
sie träumte je vorher;
doch die Stille gab kein Zeichen; nur ein
Wort ließ hin sie streichen
durch die Nacht, das mich erbleichen ließ:
das Wort "Lenor'?" so schwer -
selber sprach ich's, und ein Echo mur-
melte's zurück so schwer:
nur "Lenor'!" - nichts weiter mehr.
Da ich nun zurück mich wandte und mein
Herz wie Feuer brannte,
hört' ich abermals ein Pochen, etwas lau-
ter denn vorher.
"Ah, gewiß", so sprach ich bitter, "liegt's an
meinem Fenstergitter;
Schaden tat ihm das Gewitter jüngst - ja,
so ich's mir erklär', -
schweig denn still, mein Herze, laß mich
nachsehn, daß ich's mir erklär!: -
's ist der Wind - nichts weiter mehr!"
Auf warf ich das Fenstergatter, als herein
mit viel Geflatter
schritt ein stattlich stolzer Rabe wie aus
Sagenzeiten her;
Grüßen lag ihm nicht im Sinne; keinen
Blick lang hielt er inne;
mit hochherrschaftlicher Miene flog em-
por zur Türe er -
setzt' sich auf die Pallas-Büste überm Tür-
gesims dort - er
flog und saß - nichts weiter mehr.
Doch dies ebenholzne Wesen ließ mein
Bangen rasch genesen,
ließ mich lächelnd ob der Miene, die es
macht' so ernst und hehr;
"Ward dir auch kein Kamm zur Gabe",
sprach ich, "so doch stolz Gehabe,
grauslich grimmer alter Rabe, Wanderer
aus nächtger Sphär' -
sag, welch hohen Namen gab man dir in
Plutos nächtger Sphär'?"
Sprach der Rabe, "Nimmermehr."
Staunend hört' dies rauhe Klingen ich dem
Schnabel sich entringen,
ob die Antwort schon nicht eben sinnvoll
und bedeutungsschwer;
denn wir dürfen wohl gestehen, daß es kei-
nem noch geschehen,
solch ein Tier bei sich zu sehen, das vom
Türgesimse her -
das von einer Marmor-Büste überm Tür-
gesimse her
sprach, es heiße "Nimmermehr."
Doch der droben einsam ragte und dies
eine Wort nur sagte,
gleich als schütte seine Seele aus in diesem
Worte er,
keine Silbe sonst entriß sich seinem düst-
ren Innern, bis ich
seufzte: "Mancher Freund verließ mich
früher schon ohn' Wiederkehr -
morgen wird er mich verlassen, wie mein
Glück - ohn' Wiederkehr."
Doch da sprach er, "Nimmermehr!"
Einen Augenblick erblassend ob der Ant-
wort, die so passend,
sagt' ich, "Fraglos ist dies alles, was das
Tier gelernt bisher:
's war bei einem Herrn in Pflege, den so tief
des Schicksals Schläge
trafen, daß all seine Wege schloß dies eine
Wort so schwer -
daß all seiner Hoffnung Lieder als Refrain
beschloß so schwer
dies "Nimmer - nimmermehr."
Doch was Trübes ich auch dachte, dieses
Tier mich lächeln machte,
immer noch, und also rollt' ich stracks mir
einen Sessel her
und ließ die Gedanken fliehen, reihte wil-
de Theorien,
Phantasie an Phantasien: wie's wohl zu
verstehen wär' -
wie dies grimme, ominöse Wesen zu ver-
stehen wär',
wenn es krächzte "Nimmermehr."
Dieses zu erraten, saß ich wortlos vor dem
Tier, doch fraß sich
mir sein Blick ins tiefste Innre nun, als ob
er Feuer wär';
brütend über Ungewissem legt' ich, hin
und her gerissen,
meinen Kopf aufs samtne Kissen, das ihr
Haupt einst drückte hehr -
auf das violette Kissen, das ihr Haupt einst
drückte hehr,
doch nun, ach! drückt nimmermehr!
Da auf einmal füllten Düfte, dünkt' mich,
weihrauchgleich die Lüfte,
und seraphner Schritte Klingen drang
vom Estrich zu mir her.
"Ärmster", rief ich, "sieh, Gott sendet seine
Engel dir und spendet
Nepenthes, worinnen endet nun Lenor's
Gedächtnis schwer; -
trink das freundliche Vergessen, das bald
tilgt, was in dir schwer!"
Sprach der Rabe, "Nimmermehr."
"Ah, du prophezeist ohn' Zweifel, Höllen-
brut! Ob Tier, ob Teufel -
ob dich der Versucher sandte, ob ein Sturm
dich ließ hierher,
trostlos, doch ganz ohne Bangen, in dies
öde Land gelangen,
in dies Haus, von Graun umfangen, - sag's
mir ehrlich, bitt' ich sehr -
gibt es- gibt's in Gilead Balsam? - sag's mir
- sag mir, bitt' dich sehr!"
Sprach der Rabe, "Nimmermehr."
"Ah! dann nimm den letzten Zweifel,
Höllenbrut - ob Tier, ob Teufel!
Bei dem Himmel, der hoch über uns sich
wölbt - bei Gottes Ehr' -
künd mir: wird es denn geschehen, daß ich
einst in Edens Höhen
darf ein Mädchen wiedersehen, selig in
der Engel Heer -
darf Lenor', die ich verloren, sehen in der
Engel Heer?"
Sprach der Rabe, "Nimmermehr."
"Sei denn dies dein Abschiedszeichen",
schrie ich, "Unhold ohnegleichen!
Hebe dich hinweg und kehre stracks zu-
rück in Plutos Sphär'!
Keiner einz'gen Feder Schwärze bliebe
hier, dem finstern Scherze
Zeugnis! Laß mit meinem Schmerze mich
allein! - hinweg dich scher!
Friß nicht länger mir am Leben! Pack dich!
Fort! Hinweg dich scher!"
Sprach der Rabe, "Nimmermehr."
Und der Rabe rührt' sich nimmer, sitzt
noch immer, sitzt noch immer
auf der bleichen Pallas-Büste überm Tür-
sims wie vorher;
und in seinen Augenhöhlen eines Dämons
Träume schwelen,
und das Licht wirft seinen scheelen Schat-
ten auf den Estrich schwer;
und es hebt sich aus dem Schatten auf dem
Estrich dumpf und schwer
meine Seele - nimmermehr.